Der Goldstrand, Slatni Pjassazi, ist Bulgariens ganzer Stolz. Auf einer Länge von dreieinhalb Kilometern umsäumt feinster Karibik-Sand hier das Schwarze Meer. Der Legende nach kommt der Name daher, dass Piraten hier einst einen großen Goldschatz vergraben haben, der sich dann in diesen schimmernden Sand verwandelt hat.
Heute schimmert hier nicht nur der Sand, sondern auch die eingeölten Körper der Badetouristen, die sich tagsüber in der Sonne rekeln oder noch ihren Rausch aus der Nacht ausschlafen. Es reiht sich eine Strandbar an die andere. Abends verwandelt sich der Küstenstreifen in eine Vergnügungsmeile. Tanz-Clubs wechseln sich ab mit Souvenir-Läden und kleinen Fahrgeschäften. Es gibt sogar ein Riesenrad.
In den meisten Clubs gehts zu wie am Ballermann auf Mallorca (habe ich mir sagen lassen). Schulklassen, Fußball-Mannschaften oder Junggesellabschiedsgrüppchen saufen sich hier jeden Abend ins Koma. Gibt es also einen „passenderen“ Ort, um in seinen 39.(!) Geburtstag reinzufeiern?
Es ist noch früher Abend. Am ersten Thresen sind kaum Plätze besetzt. Das wird sich noch ändern, wie jeden Abend. „Ruhe vor dem Sturm“ würde dennoch nicht passen. Elektronische Musik hämmert mit voller Lautstärke. Man versteht sein Wort kaum.
Gegen 23 Uhr öffnen die Clubs. Straßenhändler versuchen einen anzuwerben. Vereinzelt grölen Gruppen deutsche Partyhymnen. Es geht ins Partystadl. Aufmachung: Bayrisches Okoberfestzelt. Fünf Euro Eintritt. Ein Drink umsonst. Die Tanzfläche drinnen ist schon gut gefüllt. Erstaunlich wie viele junge Menschen solche Sauf-Reisen machen dürfen. Manch einer kann sich kaum noch auf den Beinen halten oder schläft bereits im Stehen.
Für sechs Euro bekommt man drei Liter Bier in einem Plastikpokal. Alles Andere ist auch nicht viel teurer. Die Ersten stehen auf den Boxen und recken jubelnd ihre Arme in die Luft. Bei deutschen Liedern grölt der ganze Saal mit. Auch Patrick aus Bremerhaven. Er arbeitet in einem Reisebüro und hat mit seinen Freunden für 400 Euro vier Nächte Goldstrand im 4 Sterne-Hotel gebucht. Flug und Eintritt in alle angesagten Nachtclubs inklusive. Normalerweise fahren sie jedes Jahr nach Malle. Doch Goldstrand ist billiger.
Um ins Gespräch zu kommen, zeigt er Fotos von sich in einem Meer aus leeren Bierdosen vom Vortag. Es ist für ihn und seine Leute die zweite Partynacht in Folge. Bei der ersten haben sie es sich so richtig gegeben, sagt er. Er trägt meist Sonnenbrille, seine Augen sind noch etwas geschwollen. Nach dem Aufstehen hat er erstmal ein Bier und ein Wodka an der Pool-Bar zu sich genommen. Dann ging es gleich wieder weiter. Frühstück hat er ausgelassen. Jetzt fällt ihm das Trinken immer noch etwas schwer. Aber er bemüht sich.
Endlich Mitternacht. Sekt zum Anstoßen gibt es nicht. Nur Longdrinks. Die Tanzfläche ist brechend voll. Man grölt: „Auswärts sind wir asozial. Auswärts sind wir hart. Denn wir saufen schon auf der Fahrt.“ Herzlichen Glückwunsch.